Plötzlich Köchin

rund und g'sund!

Der Austernknacker

“As I ate the oysters with their strong taste of the sea and their faint metallic taste that the cold wine washed away, leaving only the sea taste and the succulent texture, and as I drank their cold liquid from each shell and washed it down with the crisp taste of wine, I lost the empty feeling and began to be happy and to make plans.” – Ernest Hemingwayauster offen

Weil das Meer dieses Jahr, oder eigentlich eh nie zu uns kommt, haben mein Göttergatte und ich kurzerhand beschlossen den Urlaub eben in die eigenen vier Wände zu verlegen. Und es hätte nicht authentischer sein können. Sand unter den Fingernägeln, Salzwasser im Mund, eine Meeresbrise in der Küche und wunderschöne Muscheln am Tellerrand.

Aber beginnen wir chronologisch. Es begann an einem Freitag, 18 Uhr abends: Wo zum Teufel bekommen wir frische Muscheln her? Den Supermarkt meiden wir – das stört den Urlaubsflair und fangfrisch ist anders. Der Asialaden vis à vis ist mir in der Hinsicht suspekt – nur Gott weiß warum. Also wurde der Wecker gestellt, die Kühlakkus in das Gefrierfach gelegt und viel zu viel Geld abgehoben. Man muss ja auf alles vorbereitet sein. Morgen geht es also auf den Wiener Naschmarkt! Welch eine Freude!

Dort angekommen schwand diese leider Stunde um Stunde. Von der Nordsee bis zum Griechen beteuerte man uns, dass Miesmuscheln heute aus sind. Und so fragte ich mich: Wer isst bitte soviele Meeresfrüchte? Aber so schnell geben wir nicht auf. Im Notfall kaufen wir dem Italiener von nebenan zwei Portionen ab. So weit kam es dann zum Glück doch nicht. Wir wurden fündig und haben vor lauter Euphorie gleich mal zwei Austern draufgelegt -frei nach dem Motto: Was kostet die Welt!

Kleiner Tipp: Für Anfänger ist es oft schwer die Dimension des Einkaufs abzuschätzen. Für zwei Hauptspeisen empfehle ich 1kg Miesmuscheln (7 Euro) und frisches Baguette!

Ein Baguette, 1g Premiumsafran, ein Bund Petersilie und ein üppiges Mittagessen später standen wir wieder in unserer Küche. Bewaffnet mit einem Netz Muscheln und den edlen Austern starrten wir uns fragend an. Und nun?

In typischer Männermanier setzte sich mein Freund zugleich vor den PC und informierte sich akribisch über die Meeresfrüchte. Vor allem die Austern haben’s ihm angetan: So dekadent speist man schließlich nicht alle Tage. Und die Beute für seine Frau zu erlegen ist doch ultra männlich! Kraft, Expertise und dann darf man das auch noch hochnäsig schlürfen. Besser geht’s nicht!

Ich kümmerte mich inzwischen um die Miesmuscheln und übernahm die Frauenarbeit. Ich durfte den Babies den Bart stutzen und mich um die Soße kümmern, die übrigens himmlisch geworden ist. Nach wirklich unendlich viel Arbeit haben wir es mit vereinten Kräften geschafft und fleißig geschlemmt. Probiert es doch auch mal aus! Das Meer ist nur ein paar Muscheln weit entfernt!

cozze mit brot

Zutaten

für 2 Portionen Cozze

  • 1kg frische Miesmuscheln

Galizische Soße

  • 1g Safranfäden
  • 1 Schuss Weißwein
  • eine Prise Salz
  • 1 kleine Zwiebel
  • 1 Knoblauchzehe
  • etwas Olivenöl
  • 1 TL Mehl
  • etwas Petersilie

Beilage

  • 1 Baguette
  • Butter

Zubereitung

Muscheln

  1. Oberstes Gebot: Nur fest geschlossene Muscheln solltet ihr weiterverarbeiten – das ist ein Zeichen dafür, dass sie noch leben und von guter Qualität sind. Sobald ihr eine weit geöffnete Muschel entdeckt – ab damit in den Müll.  Ihr habt es in diesem Fall mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem toten Tier zu tun und handelt euch durch den Verzehr eventuell eine Lebensmittelvergiftung ein! Falls Unklarheit herrscht: Klopft eine Muschel gegen den leicht geöffneten Kameraden. Wenn er sich schließt, könnt ihr ihn noch verzehren. Außerdem solltet ihr euch im Klaren sein, dass der Verzehr von Muscheln generell ein Hygienerisiko birgt. Die Tierchen sicher ihr Überleben indem sie Meerwasser filtern und so zu Nahrung gelangen. Da nicht unbedingt jedes Fleckchen Meer super sauber ist, würde ich Meeresfrüchte (egal welcher Art) generell bei einem Fachmann kaufen, der um die Herkunft bescheid weiß. Soviel also zur Frische.
  2. Zu Beginn müssen die Muscheln geputzt werden. Das bedeutet, man muss den Bart entfernen und die Schale waschen und schrubben. Da kann unter Umständen allerlei Zeug dran sein: kleinere Muscheln, Kalk sowie Sand. Also ordentlich mit kaltem Wasser durchspülen, Verunreinigungen entfernen und mit einem Messer oder den Fingern die Bärte rausziehen. Ich war bei der Schalenreinigung nicht so akribisch – mir macht der Naturlook nämlich gar nichts aus :-)
  3. Jetzt stellt ihr einen großen Topf mit ein wenig Wasser auf die Herdplatte. Die Muscheln schwimmen nicht darin sondern es braucht nur etwas Flüssigkeit um sie zu dämpfen. Es muss außerdem genug Raum vorhanden sein, denn die Muscheln öffnen sich.
  4. Sobald euer Wasser kocht, dreht ihr auf halbe Hitze zurück und gebt den Deckel drauf. Die Schönheiten dämpfen 6-8 Minuten. Ungeöffnete Schalen würde ich persönlich nicht verzehren. Allerdings habe ich gehört, dass Feinschmecker diese bevorzugen, da sie noch Meerwasser enthalten. Jeder wie er mag, nicht? :-) Ihr müsst außerdem keine Angst haben, die Muscheln sind nun tot und können bedenkenlos verzehrt werden.

Soße

  1. Zwiebeln schälen und fein hacken
  2. Knoblauch schälen und durch eine Knoblauchpresse drücken
  3. Petersilie waschen, putzen und fein hacken.
  4. Öl in einem Topf erhitzen, Zwiebeln darin glasig dünsten. Mit Mehl und Safran bestäuben, anschwitzen.
  5. Knoblauch, Petersilie, Salz und Weißwein beifügen und mit 1/8 Liter Wasser strecken.
  6. Nun nur noch einkochen
  7. Zum Schluss entweder über die Muscheln verteilen oder separat in Gefäßen servieren

Und was ist jetzt mit den Austern?

Zur Auster gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, deshalb werde ich euch dieses Video verlinken. Im Prinzip knackt man die Schale, löst das Tier vom Muskel, beträufelt das Fleisch eventuell mit ein wenig Zitronensaft und kippt das Ding wie einen Kurzen runter. Für mich persönlich ist das nichts. Mir wäre dabei unwohl ein lebendes Tier in der Magensäure schwimmend zu wissen. Meinem Freund hat es trotz aller Mühen und anfänglichen Überwindungen außerordentlich gemundet.

.muschel schälen

 

brot

austern 1

 

 

 

Und, bist du jetzt hungrig?