Plötzlich Köchin

 

 

ANLEITUNG URBAN GARDENING

Als großer Biofan war es immer schon ein Traum von mir, mein eigenes Gemüse aufzuziehen, zu ernten und zu verarbeiten. 100% homemade ohne Kompromisse. Ich habe Freunde und Bekannte immer um ihre großzügigen Gärten beneidet und machte mich schließlich auf die Suche nach Alternativen. Und siehe da: Wo ein Wille, da ein Weg. Man kann auch ohne Balkon und Terrasse prima einen eigenen Gemüsegarten mitten in der Stadt kultivieren. Heute beneiden mich Kollegen und Familie um meinen “grünen Daumen” und ich bin auch sehr stolz auf meine reichliche Ernte.

Grundsätzlich kann jeder sein eigenes Gemüse kultivieren. Es bedarf nur etwas Vorbereitung und Recherche. Zu Beginn sollte man sich folgende Fragen stellen.

• Wie schaut es mit dem Licht aus? Habe ich in meiner Wohnung viel Sonne, Schatten oder doch Halbschatten?
• Wieviel Zeit möchte ich in meine Pflanzen investieren? 
• Wieviel Platz habe ich zur Verfügung? 
• Habe ich einen Raum um im Winter das ganze Equipment (Erde, leere Töpfe, Schaufel, Bambusstäbe, Samen, Gießkanne, etc.) zu verstauen?

ACHTUNG: Falls sich auch zu euch keine Biene hinverirrt heißt es Pinsel schnappen und Blüten selbst bestäuben. Ansonsten wird das nichts mit der reichen Ernte. Hier ein kleines Video dazu: 

Meine Ausgangssituation war die folgende:

• Ich wohne im Zentrum von Wien
  • Räume mit Halbschatten sind ideal für Pflücksalat, Radieschen, Buschbohnen, Salatspinat
  • Räume mit viel Sonne (Richtung Süden) sind ideal für Tomaten, Melanzani, Chilis, Basilikum
• Ich gärtnere leidenschaftlich gerne, aber meine Pflanzen sollten auch genügsam sein, keine große Umtöpferei/Düngerei benötigen und schnell wachsen. Buschbohnen, Salatspinat und Pflücksalat sind extrem genügsam und wuchern nur so vor sich hin.
• Da ich weder Balkon noch Terrasse habe, ist mein Platz limitiert. Deshalb habe ich mich bewusst für kleinwüchsige Gemüsesorten entschieden, die prima im Topf gedeihen und maximal 50cm hoch werden. Am besten “Balkongemüse” googeln und bestellen, die Gärtnerei um die Ecke aufsuchen oder sich bei der Pflanzen-Raritätenbörse im Botanischen Garten inspirieren lassen.
• Glücklicherweise habe ich ein Kellerabteil, das genügend Platz für meine leeren Töpfe, Erde, Samen bereithält.

MEINE GEMÜSESORTEN

Tomaten

Bei mir wachsen gelbe und rote Tomaten der Sorte “Miniboy” im Topf. Diese Züchtung zeichnet sich durch ihren kompakten Wuchs (50cm) und den hohen Ertrag aus. Die Früchte werden sehr süß und in etwa so groß wie Cocktail-Tomaten. Sie mögen es sonnig, warm und geschützt vor Regen. Die Pflanzen müssen regelmäßig gedüngt und gegossen werden, da es sich um sogenannte Starkzehrer handelt. Hin und wieder sollte man auch ein paar Minuten zum Ausgeizen und Umtopfen einplanen. Ich habe die Jungpflanzen im März auf der Raritätenbörse im Botanischen Garten abgestaubt und etwa 3 Monate später konnte ich schon die ersten Tomaten ernten. Ein Traum!

Melanzani

Der wohl größte Schatz meiner Balkongemüse-Sammlung ist die Aubergine-Ophelia. Auch sie wächst sehr kompakt (50cm) und bekommt wunderschöne, dunkelviolette Früchte im Miniformat. Ich sage immer gerne, man kann sie sich optisch wie große Weintrauben vorstellen. Geschmacklich unterscheiden sie sich kaum von der handelsüblichen Aubergine. Leider ist die Gute etwas heikel, was das Klima betrifft. Es muss sonnig sein und konstant 20 Grad Celsius + haben. Es macht also durchaus Sinn die Eisheiligen abzuwarten und erst dann loszulegen. Auch hier waren es etwa 3 Monate, bis die Früchte reif sind. Drei habe ich schon geerntet und in ein Curry geschnitten.

Radieschen

Radieschen gedeihen super im Halbschatten und sind auch ratzeputz fertig. Innerhalb weniger Wochen könnt ihr euer Butterbrot damit belegen. Es ist keine Düngerei oder ähnliches notwendig. Einfach nur schauen, dass die Erde immer feucht ist. Eine Pflanze für Faule.

Buschbohnen

Buschbohnen wachsen im Gegensatz zu anderen Bohnensorte nur etwa 60cm hoch und sind sehr anspruchslos. Sie benötigen wenig Nährstoffe, wenig Wasser und auch Licht ist ihnen grundsätzlich nicht so wichtig. Man sollte die Bohnen aber an einem Bambusstab anbinden, damit sie etwas Stütze bekommen und alle Energie in die Bohnen investieren kann. 

Pflücksalat

Pflücksalat mag es wie die Radieschen – feucht, halbschattig und ohne viel Tamtam. Man kann den Pflücksalat sobald er groß genug ist einfach knapp über der Erde abschneiden und ein neues Blatt wächst nach. Einfacher geht’s nicht.