Plötzlich Köchin

rund und g'sund!

Der Grünleger

green eggVor einigen Tagen waren wir in streng geheimer Mission unterwegs. Es war im September 2013 - Operation Freilandei.  Mein bester Agent wurde mit diesem Fall vertraut gemacht und zugleich nach Oberösterreich geschickt. Es galt ein Ei zu finden, das aus stressfreien und glücklichen Hühnern entschlüpft ist. Als mein Agent seine sieben Sachen packte und von dannen zog, kamen mir langsam aber sicher Zweifel. Ist diese Operation zu bewältigen? Hat er die Anweisungen verstanden? Wird er wieder lebend zurückkehren?

Wer seinen Liebsten, Bruder oder Nachbarn schon mal zum Einkaufen geschickt hat weiß vielleicht, was ich meine.  Männer mögen es nicht mit Details überhäuft zu werden – weder beim Shoppen noch im Supermarkt. Da spreche ich aus Erfahrung. Wenn die Hose kaputt geht schreibt man(n) sich die genaue Produktbezeichnung auf und ab geht’s zur Modeboutique des Vertrauens. Innerhalb weniger Minuten ist also die 5. Jeans im Modell Mustang Kelso eingemarktet und die Welt ist wieder in Ordnung.

Aus diesem Fallbeispiel habe ich gelernt. Angaben wie Herkunft, Aufzucht, Fettgehalt, E-Stoffe und Gluten sorgen im Frontal-Cortex  für Verwirrung und Blockaden. Meine Anweisungen beschränken sich deswegen in 80% aller Fälle auf Oberbegriffe wie Fleisch, Gemüse, Joghurt und Ähnliches. Aber ganz so einfach ist es dann auch wieder nicht. Hin und wieder ist die Auswahl zu groß und dann stehen sie hilflos vor den unendlichen Weiten des Kühlregals und wissen nicht weiter. Es gibt ja immerhin ziemlich viele Joghurts. Im Notfall wird dann der netten Dame im Supermarkt der Einkaufszettel in die Hand gedrückt – die kennt sich schon aus.

Ich muss also gestehen – ich hatte mir nichts erwartet. Und dann sowas. Da bringt er mir doch tatsächlich Eier in sämtlichen Variationen. In klein, groß, braun, weiß und grün guckten sie aus dem Eierkarton und strahlten mich wie angeordnet glücklich an. Es war wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen. Mein Glaube an die Menschheit wurde wiederhergestellt. Und ein wenig stolz muss ich sagen: Er ist doch nicht so grün hinter den Ohren wie ich dachte.

Nach einigen Nachforschungen kam ich schließlich zu dem Schluss, dass der Juwel meiner Sammlung, das grüne Ei, von der Araucana-Henne oder einem Grünleger stammen muss. Wobei Letzteres aus einer Einkreuzung mit Ersterem resultiert. Es bleibt also quasi in der Familie. Ich bin also überglücklich und soviel ist sicher: Mein Grünling wird für ein ganz besonderes Gericht verwendet werden.

Und, bist du jetzt hungrig?